Infotext:
Joachim Ringelnatz zählt heute zu den wenigen Dichtern, die das deutschsprachige Kabarett seinerzeit überhaupt hervorgebracht hat. Aber nicht nur auf den Brettl-Bühnen, auch im alltäglichen Leben war er ein Original, ohne dies überhaupt sein zu wollen. Mit seinen Streichen lieferte er jedoch ausreichend Stoff für unzählige Anekdoten, die natürlich sehr bald zu Legendenbildungen führten. Es ist also nicht sonderlich verwunderlich, dass über kaum einen anderen Künstler des vergangenen Jahrhunderts so viele Merkwürdigkeiten, so viele Zoten berichtet wurden, wie eben über Joachim Ringelnatz. – Das war ihm nicht immer recht, denn vielfach wichtiger waren ihm stets die unscheinbaren Umstände, hinter denen er erst das Große entdecken konnte. Deshalb ist auch, und das ist insbesondere bei Ringelnatzens Dichtung der Fall, das Unscheinbare immer das Charakteristische. Seine schrulligen Angewohnheiten, sein skurriler Humor, seine Schlagfertigkeit, alle seine Macken und Marotten, und nicht zuletzt sein unverwechselbarer Schreib- und Vortragsstil, alles das entdecken wir in diesen unterhaltsamen Geschichten wieder, die er entweder selbst erzählte, oder die ihm bis heute nachgesagt werden. Wie sagte einmal Sir Peter Ustinov: „Humor ist einfach eine komische Art, ernst zu sein.“
Die Sprecher:
Michael Quast wurde 1959 in Heidelberg geboren und eroberte sich sein Publikum als vielseitiger Komödiant, Conférencier und Regisseur. Er arbeitet unter anderem am Düsseldorfer Kom(m)ödchen, am Staatstheater Stuttgart, an den Hamburger Kammerspielen, am Theater Heidelberg sowie am Schauspiel und an der Oper Frankfurt. Mit solistischen und Ensemble-Produktionen ist er im ganzen deutschsprachigen Raum unterwegs. Michael Quast ist Miterfinder des Festivals „Barock am Main. Der Hessische Molière“ und leitet die neugegründete „Fliegende Volksbühne Frankfurt“. Für seine Arbeit wurde er u.a. mit dem „Deutschen Kleinkunstpreis“, dem „Rheingau Musikpreis“ und dem Frankfurter „Binding Kulturpreis“ ausgezeichnet.
Moritz Stoepel, seine Theaterstationen waren u.a. Zürich, Frankfurt/M., Bielefeld, Mannheim, Stuttgart und Mainz. Gastspiele führten ihn nach Wien, München, Berlin, Brüssel, Kairo, Alexandria, Ascona, Krakau und nach Russland. Teilnahme an nationalen und internationalen Theaterfestivals. Mit dem Freien Schauspiel Ensemble Frankfurt erhielt er den Harlekin-Preis der Stadt Frankfurt für herausragende künstlerische Arbeit. Als vielseitiger Solokünstler in eigenen literarisch-musikalischen Theaterprojekten fungiert er als Schauspieler, Sänger, Musiker und Regisseur. Kontinuierliche Zusammenarbeit mit international renommierten Musikern und Komponisten aus den Bereichen Klassik und Weltmusik. Neben der Theaterarbeit wirkt er auch als Schauspieler und Sprecher in Produktionen für Hörfunk und Fernsehen. Mit seiner eigenen Bearbeitung des Romans „Das Glasperlenspiel“ von Hermann Hesse und anderen Projekten gastiert Moritz Stoepel mit großem Erfolg im In- und Ausland.
Joachim Ringelnatz – sein eigentlicher Name war Hans Bötticher – erblickte am 7. August 1883 im ganz und gar unmaritimen sächsischen Wurzen das Licht der Welt. Er wurde Schiffsjunge, später auch Leichtmatrose, segelte so um die ganze Welt, ging dann wieder an Land und versuchte sich als Bibliothekar bei einem Kammer- und Freiherrn von Münchhausen, wurde Schüler an einer Kaufmannsschule, reisender Kommis, einfallsreicher Fremdenführer auf einer Burg, Schaufensterdekorateur in München, ja sogar „Schlangenbändiger“ auf dem Hamburger Dom. Er führte ein ruheloses Dasein, bis sein Leben 1909 eine völlig neue Wendung nahm. Er entdeckte den “Simplicissimus”- besser als “Simpl” bekannt – ein Münchener Künstlerlokal. Hier begann Hans Bötticher seine Laufbahn als Kabarettdichter und „reisender Artist“. Doch erst nach dem Ende des II. Weltkrieges gelang ihm mit seinen Kuttel Daddeldu & spöttischen Turngedichten der große Durchbruch – unter seinem neu erfundenen Pseudonym: Joachim Ringelnatz. Er wurde in Berlin und ganz Deutschland gefeiert und bejubelt – und er nahm sogar Schellack-Platten auf. Einige dieser O-Ton-Raritäten wurden natürlich auch für dieses Hörbuch ausgewählt.
Pressestimmen:
„Wer von Joachim Ringelnatz nur den „Briefmark“ und das „Reh aus Gips“ kennt, der kennt ihn nicht, diesen vielleicht skurrilsten Dichter, den das deutsche Kabarett hervorgebracht hat. Nehmen Sie sich eine gute Stunde, um seinem Leben nachzulauschen, mit dem neuen Hörbuch „Nein ernst, als ob das komisch wär’“ von Peter Eckhart Reichel. Er erzählt das Leben des Hans Bötticher aus Wurzen, der sich später Ringelnatz nennt, zunächst wie einen Schelmenroman: Wir hören von Abenteuern als Matrose und Schlangenbeschwörer, wie nebenbei wird mit der Legende aufgeräumt, Bötticher habe bei der Wahl seines Künstlernamens an Seepferdchen gedacht.“ (Deutschlandfunk /Querköpfe /17.03.2010)
„Für den saarländischen Rundfunk hat Peter Eckhart Reichel im Jahr 2000 ein Portrait produziert, das jetzt in der edition words & music als Hörbuch erschienen ist. Unter Verwendung vieler Ringelnatz-Originalaufnahmen und hervorragend gesprochen von Michael Quast und Moritz Stoepel zeichnet es den Lebensweg dieses sonderbaren Wortartisten nach, der seinen kleinen Wuchs und seine prägnante Nase durch kecke Sprüche kompensierte und der neben seinen vielen Begabungen – er illustrierte nicht wenige seiner Buchausgaben selbst – auch etliche Marotten pflegte.“ (Hörbuch Magazin / Bayern2Radio/ 27.03.2010)