Infotext:
Es ist die Geschichte einer absoluten Verweigerung. In der Wall Street-Anwaltskanzlei von Mr. Tucker arbeiten zwei Schreiber und ein Lehrling. Jeder von ihnen hat seine schrulligen Eigenheiten, aber man hat sich aneinander gewöhnt. Da erscheint ein blasser junger Mann: Bartleby. Er wird als Kopist eingestellt und beginnt seine Tätigkeit mit stillem Fleiß und einsiedlerischer Ausdauer. Seine Handschrift ist sauber, er selbst sehr arbeitsam. Aber die Stille, die ihn umgibt, seine Eigenschaftslosigkeit, wird zunehmend immer seltsamer. Nur sein Dienstherr Mr. Tucker fühlt sich noch zu diesem eigentümlich farblosen Wesen hingezogen. Aber auch er weiß bald nicht mehr, was er unternehmen soll. Zu seiner Überraschung lehnt Bartleby schon sehr bald alle Arbeitsaufträge mit den Worten ab: „Ich möchte lieber nicht“. Auch weigert er sich fortan Verträge zu kopieren, wohnt aber inzwischen in der Anwaltskanzlei – höflich, freudlos, ohne soziale Kontakte und fast ohne zu essen. Er wird immer verschrobener und bestimmt mit seiner Verweigerungshaltung bald das gesamte Kanzleiklima. Doch irgendetwas hält Anwalt Tucker noch immer davon zurück, Bartleby einfach hinauszuwerfen…
Bartleby, der Schreiber – ist das erste Werk, das Melville nach „Moby Dick“ schrieb. Melvilles Text von 1853 gehört zu den berühmtesten Monologen der Weltliteratur. Die Erzählung wird mitunter mit „Der Mantel“ von Gogol verglichen, weist aber auch auf das 20. Jahrhundert hin, vor allem auf Franz Kafka. Für zahlreiche Literaturkenner gilt sie als die gelungenste Erzählung Melvilles.
Der Sprecher:
Werner Wilkening ist ein gestandener Sprecher mit weit mehr als 20 Jahren Erfahrung. Er bringt auch einiges an Bühnenerfahrung mit, ist oft in Film/Funk & Fernsehen aufgetreten und ist seit Jahren mit seiner unverkennbaren Stimme in zahllosen Hörbüchern und Hörspielen zu erleben. Für die hoerbuchedition words and music hat er bereits diverse Hörbücher realisiert, u.a. mit Werken von Anton Tschechow, Nikolai Gogol, Fjodor Michailowitsch Dostojewski, Oskar Panizza oder Edgar Allan Poe.
Der Autor:
Herman Melville wurde 1819 in New York als Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns geboren. Nach dessen Bankrott und Tod 1832 wurde die notleidende Familie von Verwandten unterhalten. Zwischen 1839 und 1844 heuerte Melville als Matrose an und gelangte auf einem Walfangschiff bis in die Südsee. Nach einem Schiffbruch kehrte er wieder zurück in die Heimat, arbeitete als freier Schriftsteller, unternahm jedoch immer wieder Fernreisen. Seine anfänglich großen Erfolge als Schriftsteller ließen rasch nach. Sein heute berühmtestes Buch, „Moby Dick“, fand, als es 1851 in Amerika erschien, kaum Anklang. Von 1866-85 fristete Melville sein Leben als Zollinspektor, um seine Familie zu ernähren. Er starb 1891 in New York. (Quelle: Perlentaucher)