Infotext:
Erik Satie, ein Pionier von scheinbar beziehungslosen Harmonien und surrealer Sprach- und Musikexperimente, hinterließ ein erstaunliches Gesamtwerk, darunter auch etliche kurze Prosatexte. Auf Hunderten von Zettelchen notierte er kleine Geschichten, Bizarrerien und fiktive Inserate.
Seine Partituren durchsetzte er mit allerlei Bemerkungen und Spielanweisungen. Er hielt Vorträge, erfand absurde Szenen und schrieb sogar ein Theaterstück. Erik Satie setzte aber vor allem mit seiner „Musique Pure“ einen wichtigen Meilenstein der musikgeschichtlichen Entwicklung. Durch absolute Einfachheit, seine Abkehr von Dramatik und die Aufgabe von Funktionsharmonik, gelang ihm eine reine, unverfälschte Musik. In den „Trois Gymnopédies“ äußert sich diese „Rückkehr zum Schlichten“ in einem antivirtuosen Satz, einem simplen, zwischen zwei Akkorden pendelndem Begleitmodell und modalen Zügen in Melodik und Harmonik. Er schaffte somit die Voraussetzungen für den „reinen Ton“ – die sich selbst gestellte große Herausforderung seines Lebens.
Der Autor:
Erik Satie (mit vollem Namen Alfred Éric Leslie Satie; geb. 17. Mai 1866 in Honfleur (Calvados); gest. 1. Juli 1925 in Paris), beeinflusste als Komponist des frühen 20. Jahrhunderts die Neue Musik.
Der Sprecher:
Dietmar Mues, geboren 1945 in Dresden, hat an verschiedenen Theatern in Deutschland gespielt und gehörte 12 Jahre zum Ensemble des Hamburger Schauspielhauses. Seit 1986 arbeitete er als Schauspieler und Drehbuchautor. Daneben veranstaltete er eigene Theater-Leseabende und arbeitete einige Jahre auch mit Jazz-Musikern zusammen, wobei ihm wichtig war, „dass Musik und Sprache nicht nebeneinander stehen, sondern eine Einheit bilden“. Mues und seine Frau Sibylle starben am 12. März 2011 bei einem Verkehrsunfall in Hamburg, als sie auf einem Gehweg von einem Auto erfasst wurden. Dietmar Mues wurde 65 Jahre alt.
Die Musiker:
Steffen Schleiermacher, geboren 1960 in Halle, 1980-1985 Studium an der Musikhochschule “Felix Mendelssohn-Bartholdy” Leipzig, 1986/87 Meisterschüler an der Akademie der Künste, seit 1988 freischaffend in Leipzig, Spezialisierung auf die Musik des XX. Jahrhunderts, 1989/90 Zusatzstudium an der Musikhochschule Köln bei Aloys Kontarsky, 1989 Gründung des Ensemble Avantgarde, seit 1990 als Komponist, Pianist und Dirigent, Konzert- und Vortragsreisen in fast alle Länder Europas, die USA, nach Südamerika, Südostasien und in den Fernen Ostens, ca. 60 CD-Aufnahmen vorwiegend bei Musikproduktion Dabringhaus & Grimm, darunter Einspielung des gesamten Klavierwerkes von John Cage, seit 1985 Preise, Auszeichnungen und Stipendien, z.B. Stiftung Kulturfonds, Christian & Stefan Kaske Preis, Villa Massimo Rom, Japan Foundation, Cité des Arts Paris, zahlreiche Schallplattenpreise (darunter 3x Echo Klassik).
Das Deutsche Filmorchester Babelsberg wurde 1993 von Klaus Peter Beyer gegründet. Als Filmorchester ging es nach 1989 aus dem Defa-Sinfonieorchester und dem Radio Berlin Tanzorchester (RBT) hervor. Im Bereich Film und Fernsehen ist es sehr aktiv: Über 220 Filmmusikproduktionen wie „Die Apothekerin“, „Solo für Klarinette“, „Otto – Der Katastrofenfilm“, „Der Tanz mit dem Teufel“, „The Musketeer“, „Lauras Stern“, „7 Zwerge – Männer allein im Wald“ oder „Der Clown – Payday“ wurden in den eigenen Studios produziert und eingespielt. Darüber hinaus war das Ensemble bisher an über 60 CD-Produktionen beteiligt, darunter Aufnahmen für Rammstein, Udo Lindenberg, Celin Dion, Hildegard Knef, Rosenstolz, Nena, Peter Fox oder Söhne Mannheims.
Pressestimmen:
Nominiert für den Deutschen Hörbuchpreis 2011.
Neue Zürcher Zeitung / 3. Dezember 2010: Der diskrete Charme des Erik Satie:
…Eine erfreuliche Audio-Edition stellt Saties Satiren den Kompositionen zur Seite, vermischt indes beide Ausdrucksformen bewusst nicht, um die «pureté» beider zu wahren. Mit Dietmar Mues ist eine diskrete Stimme am Werk, die die Ironie von Bemerkungen über das Gewicht von Tönen, die Musikalität bei Tieren sowie über den «Tagesablauf des Musikers» eher andeutet denn ausspielt. Im Rahmen eines auf die Minute festgelegten Programms wird dem Künstler die tägliche «Inspiration» gleich zweimal zuteil: zunächst von 10 Uhr 23 bis 11 Uhr 47, dann zwischen 15 Uhr 12 und 16 Uhr 07. Sind neben den Texten die von Steffen Schleiermacher eingespielten Kompositionen für Piano zu vernehmen («Gnossiennes», «Vexations»), erklingen zu lärmender Letzt ausgerechnet die dezidiert für Piano solo komponierten «Gymnopédies» in Vollbesetzung des Babelsberger Filmorchesters. Ein Grund mehr, sich Saties Plädoyer für das Einfache, Klare und Leise anzuschließen.
hr2-Hörbuchbestenliste August 2010 /Der persönliche Tipp von Rolf Michaelis:
„Schöne Entdeckung: Der als Erneuerer der Musik bekannte Erik Satie(1866–1925) hat ähnliche Pionierarbeit für die Literatur geleistet. Was als „Musique Pure“ gilt, kann man auf seine Sprache übertragen: radikale Einfachheit, Abkehr von Sentimentalität und Dramatik. Auf hunderten von Zetteln hat Satie Miniaturgeschichten notiert, groteske Einfälle, surreale Gedankenspiele. Auf dieser CD werden kurze Prosatexte Saties mit seiner Musik verwoben. Dietmar Mues trifft dabei diesen ganz nüchternen Tonfall, der von Ironie bebt.“
3sat Kulturzeit-Tipp / 01.07.2010:
„Eine unbekannte Seite des französischen Komponisten Erik Satie ist auf einer jetzt erschienen Audio-CD zu entdecken: Zur Musik aus den „Trois Gymnopédies“ kokettiert Satie mit seinem Komponistenstatus.“
WDR 3 / Passagen / 01.07.2010 / Christian Kosfeld:
„Diemar Mues hört sich an, als habe er bei den Aufnahmen Melone, Bart und Zwicker getragen: hintersinnig, komisch, elegisch wie Satie selbst. Auch die Interpretation von Steffen Schleiermacher ist großartig: der umtriebige Pianist und Komponist ist ein Spezialist für Satie und die zeitgenössische Avantgarde. Die Zusammenstellung von Texten und Musik auf diesem Hörbuch ist stimmig, mit großer Kunst betriebener Un- und Hintersinn … Beim Hören dieser CD Saties ist man schließlich so erstaunt und ratlos wie die Freunde des Komponisten, die nach seinem Tod vor 85 Jahren zum ersten Mal sein Zimmer betraten, und im Nachlass überraschende, unbekannt Seiten Saties entdeckten. Und noch heute fasziniert und entzieht sich Satie zugleich, so ironisch wie ernsthaft. Und auch, wenn er von verborgenen Winkeln seines Lebens berichtet, kann man nur vermuten, was daran wahr ist.“
hr2-kultur Mikado Spezial, 29.05.2010:
„Der Schauspieler und versierte Hörspiel- und Hörbuchsprecher Dietmar Mues liest die Texte Saties mit der gebotenen Nonchalance, ohne die Ironie durch übertriebene Witzigkeit zu verderben. Der leicht spöttelnde Unterton ist wohl dosiert, sodass man es nicht unbedingt gleich am Tonfall erkennen kann, wenn eine Aussage auf doppeltem Boden gebaut ist. Man muss schon genau hinhören.“