Infotext:
In der beispielhaften Novelle aus dem Jahr 1922 „Der Amokläufer“, einer Typologie der Leidenschaft, inspiriert von großen Vorbildern wie Balzac und dabei ganz der Erzähltradition der Wiener Schule – allen voran Arthur Schnitzler – folgend, ist die Hauptperson einem dämonischen Zwang unterworfen, der sie aus der hergebrachten Ordnung ihres Lebens reißt. Deutlich wird hier der Einfluss Sigmund Freuds erkennbar.
„Vierundzwanzig Stunden aus dem Leben einer Frau“ ist eine Novelle aus dem Jahr 1927. „Zweigs Spezialität war Der Amokläufer die Psychologie der Ausnahmesituation – die bei ihm keine wirkliche Ausnahme ist, sondern eine Gelegenheit, die menschliche Verfassung in einem kurzen Zeitraum sich offenbaren zu lassen. Kaum je ist ihm das so meisterhaft gelungen wie in dieser kleinen Novelle, die er unter dem Eindruck eines Aufenthalts an der französischen Riviera schrieb.“ (Katharina Döbler, RBB Kulturradio)
Die „Schachnovelle“ entstand zwischen 1938 und 1941 im brasilianischen Exil. Es ist sein letztes und zugleich bekanntestes Werk. Das letzte große Abenteuer, sagt man, ist die Erforschung des menschlichen Bewusstseins – abenteuerlich allein schon durch die verwirrende Tatsache, dass kein anderes Instrument dafür zur Verfügung steht, als eben dieses Bewusstsein selbst. Mit überwältigender Konsequenz und fast schmerzlicher Glaubwürdigkeit nimmt uns Stefan Zweig in seinem erzählerischen Meisterwerk mit auf eine doppelte Reise. Eine äußere von Kontinent zu Kontinent und eine weit radikalere in eine so noch nie gesehene, dramatische Welt: das Labyrinth des menschlichen Geistes.
Die Sprecher:
Bettina Rossbacher, geb. in Salzburg, lebt im Wienerwald. Auf ein Kunstgeschichte-Studium und eine mehrjährige Tätigkeit für die Österreichische UNESCO-Kommission folgte eine Ausbildung zur Profisprecherin und Rezitatorin in Wien. Seit 2010 liegt ihr Arbeitsschwerpunkt auf der Gestaltung und Durchführung von Lesungen und literarischen Programmen, vielfach in Zusammenarbeit mit Musikerinnen und Komponisten, an verschiedensten kulturellen Veranstaltungsorten in Österreich; Auslandsauftritte führten sie bisher nach München, Paris, Kopenhagen, Tunis, Bratislava und Italien. Die intensive Beschäftigung mit Literatur und eine nuanciert ausgewogene Interpretation sind ihr auch als Hörbuchsprecherin und Produzentin von literarischen Videoporträts historischer Persönlichkeiten (Marie von Ebner-Eschenbach, Rose Ausländer u.a.) besonders wichtig. 2018 erschien bei hoerbuchedition words and music ihre Romanlesung „Die Vergiftung“ von Maria Lazar.
Stefan Wilde, 1980 in Wien geboren, studierte Schauspiel am Franz-Schubert-Konservatorium in Wien. Er ist als Schauspieler seit 2003 an zahlreichen Theatern engagiert: Volkstheater Wien, Landestheater Niederösterreich, Theater Forum Schwechat, Theater Phönix/Linz, Komödie am Kai/Wien etc. Neben seiner Tätigkeit als Theaterschauspieler liebt er das Tonstudio und ist dort vor allem als Werbe- und Hörbuchsprecher aktiv. Mit dieser Novelle von Stefan Zweig gab er sein Debüt als Sprecher für die hoerbuchedition words and music.
Martin Umbach, geboren 1956, begann seine Schauspielkarriere 1978 am Tübinger Zimmertheater. Dort war es auch – im damaligen Südwestfunk – , wo er erste Aufgaben als Sprecher erhielt. Nach seinem Umzug nach München 1981 weitete sich dieser Teil seiner Tätigkeit rasch aus. In zahllosen Hörfunkproduktionen, Hörbüchern, Dokumentationen und Synchronisationen ist seine Stimme seither zu hören. Heute ist er – neben seiner fortgesetzten Arbeit als Film- und Fernsehschauspieler – einer der renommiertesten und gefragtesten Sprecher in Deutschland. Er ist die deutsche Stimme von Russell Crowe, Jeff Goldblum, Kenneth Branagh u.v.a.
Der Autor:
Stefan Zweig wurde am 28. November 1881 in Wien geboren und wählte am 23. Februar 1942 in Brasilien den Freitod. Er kam aus großbürgerlich-jüdischer Familie, studierte in Wien und Berlin Philosophie, Germanistik und Romanistik. 1904 promovierte er zum Dr. phil. Nach der Promotion bereiste er Europa, Amerika, Afrika und Indien. Während des 1. Weltkriegs war er zuerst propagandistisch im Wiener Kriegsarchiv, dann in offiziösen Missionen in der Schweiz tätig. Er engagierte sich zusammen mit Romain Rolland für den Frieden. Nach Kriegsende lebte er bis 1933 mit seiner Frau Friderike in Salzburg. Von ihr löste er sich im Zug einer Übersiedlung nach England, 1941 zog er weiter nach Brasilien, nach Petrópolis im Bundesstaat Rio de Janeiro. Unter Depression leidend, nahm er sich dort gemeinsam mit seiner zweiten Frau Lotte das Leben. (Quelle: Gutenberg.de)