Infotext:
1. Don Juan
Don Juan ist eine romantische Künstlernovelle, die 1813 in der „Allgemeinen musikalischen Zeitung“ vorabgedruckt wurde und im Jahr darauf im Band 1 der „Fantasiestücke in Callot’s Manier“ erschien. Der ›reisende Enthusiast‹ bewundert und verehrt die Darstellerin der Donna Anna in Mozarts „Don Giovanni“. Mit dem Text habe E. T. A. Hoffmann der jungen Sängerin Elisabeth Röckel seine Reverenz erwiesen. Der ›reisende Enthusiast‹ findet hinter einer Tapetentür in seinem Hotelzimmer einen Geheimgang, der in eine Opernloge führt. Gespielt wird ›Don Giovanni‹. Hingerissen von der Musik, bemerkt er zunächst gar nicht, wie jemand seine Loge betritt: es ist die Donna Anna! Doch wie kann sie nur bei ihm in der Loge sein und zur gleichen Zeit auf der Bühne singen? – »So wie der glückliche Traum das Seltsamste verbindet«, verschwimmen in E.T.A. Hoffmanns Fantasiestück Illusion und Wirklichkeit.
2. Das öde Haus
Diese Novelle erschien erstmals 1817. In dem Nachtstück geht es um ein Haus in einer Residenzstadt, deren Name nicht genannt wird. Sie heißt lediglich „***n“ (gemeint ist Berlin). Der Erzähler Theodor berichtet im Freundeskreis über ein Erlebnis, das während seines Aufenthalts in dieser Stadt geschah. Als er durch die Hauptstraße spazierte, fiel ihm ein altes, nur notdürftig unterhaltenes Haus auf, das zwischen zwei prächtigen Gebäuden stand. Eines Tages bemerkt Theodor eine weibliche Hand in einem der oberen Fenster. Ein mysteriöser Italiener verkauft ihm einen Taschenspiegel, der seine Illusion weiter nährt. Fasziniert beobachtet er das Haus von nun an täglich. Theodor wird immer neugieriger und beschließt, in der benachbarten Bäckerei genauer nachzufragen. Weiter erfährt er, dass es in diesem „öden Haus“ angeblich spuke. Besonders in der Weihnachtszeit und in nächtlicher Stille sollen schauerliche Laute ertönen.
3. Der Sandmann
Die Erzählung „Der Sandmann“ wurde erstmals 1816 veröffentlicht. Sie handelt von Nathanael, der seit seiner Kindheit von der Angst vor einer unheimlichen Figur namens Sandmann verfolgt wird. Als Kind glaubte er, es sei der Advokat Coppelius, ein angeblicher Freund seines Vaters, da dieser zusammen mit ihm geheime alchemistische Experimente durchführte. Bei einem dieser Experimente stirbt der Vater, was den Jungen tief traumatisiert. Jahre später trifft Nathanael auf den Wetterglashändler Coppola, den er für Coppelius hält. Sofort kehren seine Kindheitsängste zurück. Gleichzeitig verliebt er sich in die scheinbar perfekte, aber emotionslose Olimpia, die Tochter seines Professors Spalanzani. Nathanael wird gewarnt, ignoriert aber ihre Kälte, bis er erfahren muss, dass es sich um eine mechanische Puppe handelt, die von Spalanzani und Coppola geschaffen wurde und im Streit der Beiden zerstört wird. Das treibt Nathanael in den Wahnsinn. In Offenbachs Oper „Hoffmanns Erzählungen“ bildet diese Geschichte den Akt mit dem singenden Automaten.
4. Das Sanctus
Diese Novelle erschien erstmals 1817 im Erzählband „Nachtstücke“. Hier werden drei verschiedene Handlungen erzählt. Es gibt eine Rahmenhandlung mit dem Kapellmeister, dem reisenden Enthusiasten, dem Doktor und Bettina. Anfangs spricht der Doktor mit dem Kapellmeister über ein junges Mädchen namens Bettina, wahrscheinlich die Tochter des Kapellmeisters. Diese wirkt gesund, doch sobald sie singen möchte, versagt ihr die Stimme. Im Laufe dieser Handlungen erzählt der reisende Enthusiast einerseits vom letzten Jahr, als er Bettina in der Kirche getroffen hat und andererseits von dem Krieg der Spanier gegen die Mauren. Der Gottglaube spielt eine sehr wichtige Rolle. Hoffmann stellt die Kreativität des Menschen in den Vordergrund. Dies zeigt sich anhand der Person des oberflächlichen Kapellmeisters. Er möchte stets aus den Geschichten des reisenden Enthusiasten eine Oper komponieren. In „Hoffmanns Erzählungen“ begegnen wir diesem Thema im Akt der Sängerin Antonia.
5. Klein Zaches, genannt Zinnober
ist der Titel eines 1819 publizierten Kunstmärchens von E. T. A. Hoffmann. Erzählt wird die Geschichte des zwergwüchsigen Zaches, dem durch einen Zauber der Fee Rosabelverde der Aufstieg in die vermeintlich aufgeklärte Elite des Fürstentums gelingt. Eingebettet in ein groteskes Spiel im Spannungsfeld zwischen Märchenwelt und Wirklichkeit kritisiert Hoffmann mit satirischer Feder sowohl die Phantasielosigkeit der radikalen Aufklärung als auch eine inhumane Realität. Gleichwohl gibt es literarische Vorbilder, so etwa Anleihen bei den ursprünglich aus Frankreich stammenden, in Deutschland nicht zuletzt durch Christoph Martin Wielands populär gewordenen „Feenmärchen“. Für Prosper Alpanus und Rosabelverde und ihren magischen Wettstreit dürften Oberon und Titania Pate gestanden haben, das Herrscherpaar aus Shakespeares „Sommernachtstraum“, zumal der Name Prosper auf den Zauberer Prospero aus Shakespeares „Der Sturm“ verweist. Am Ende siegen Vernunft und Moral gegen Täuschung und „Zinnober“.
6. Des Vetters Eckfenster
Diese Erzählung erschien 1822 in Symanskis Blatt „Der Zuschauer. Zeitblatt für Belehrung und Aufheiterung“. Der Ich-Erzähler besucht seinen schwerkranken Vetter, einen Schriftsteller, in seiner Wohnung am Gendarmenmarkt in Berlin. Dieser ist gelähmt und kann seine Wohnung nicht mehr verlassen. Doch von seinem Eckfenster aus überblickt er den „Theaterplatz“ und beobachtet das Treiben unterm Fenster. Über die Einführung in die literarische Beobachtungskunst hinaus enthält der Text eine versteckte Spitze gegen die politischen Verhältnisse der Restauration. Die neue Zucht und Ordnung auf dem Markt habe frühere Exzesse beseitigt und den Charakter des Berliners im positiven Sinne verändert. Man beachte, dass zur gleichen Zeit Hoffmanns satirischer Roman „Meister Floh“ von der bloßgestellten Obrigkeit verboten wurde. Die Figur des todkranken Vetters ist natürlich ein Abbild des Autors selbst, der drei Monate nach Beendigung des Textes seiner schweren Krankheit erlag.
7. Kreisleriana
Die Kreisleriana sind zwölf scheinbar nicht zusammenhängende, tragisch angelegte Einzeltexte, die erstmals zwischen 1810 und 1814 in der „Allgemeinen musikalischen Zeitung“ abgedruckt wurden und wenig später im zweiten und vierten Band der Fantasiestücke in Callot’s Manier erschienen. Die „Kreisleriana“ gelten als das erste bedeutende Werk des Autors, mit dem er über die Frühromantik in die Moderne hinausgewiesen habe. Hoffmanns Roman „Lebens-Ansichten des Katers Murr“ enthält weitere Kreisler-Fragmente. Der Kapellmeister Johannes Kreisler gilt als die „Künstlerfigur der Romantik überhaupt“, musikalisch verewigt in Robert Schumanns gleichnamigem Klavierzyklus. Seine Verzweiflung an der Welt folgt aus einer Ausweglosigkeit: die Bindung des Künstlers an das bürgerliche Publikum und dessen blindem Glauben an oberflächliche Modeerscheinungen.
Der Sprecher:
Peter Bieringer (*1957) gehörte viele Jahre zum Ensemble der NDR-Sprecher, seit 2006 ist er freischaffend. Seine Stimme ist präsent in zahllosen Radiofeatures, TV-Dokumentationen, Synchronrollen und Hörspielen. In seinem eigenen Studio entstanden bisher Dutzende Hörbuchtitel, darunter auch für die hoerbuchedition words and music.
Der Autor:
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann (* 24. Januar 1776 in Königsberg/Ostpreußen; † 25. Juni 1822 in Berlin; Vornamen eigentlich Ernst Theodor Wilhelm, 1805 umbenannt in Anlehnung an den von ihm bewunderten Wolfgang Amadeus Mozart) war ein deutscher Schriftsteller der Romantik. Außerdem wirkte er als Jurist, Komponist, Kapellmeister, Musikkritiker, Zeichner und Karikaturist. (Quelle: Wikipedia)
