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Jaroslav Hašek schrieb nicht nur aus der Sicht der einfachen Menschen, er ahmte auch ihre Sprache perfekt nach. Seine erste Übersetzerin, Grete Reiner, griff im Deutschen auf den Slang der Prager Handwerker und Dienstboten zurück. Sie habe „etwas völlig Einmaliges geschaffen“, meinte ein Kritiker anerkennend.
„Der Schwejk ist eine Art Ikone, die man auf verschiedene Arten interpretieren kann. So zum Beispiel als radikalen Kriegsgegner oder als Figur, die jede Notlage mit viel Humor irgendwie überlebt. Seit es den Schwejk gibt, zieht sich folgende Diskussion durch die tschechische Gesellschaft: ‚Sind wir ein Volk der Schwejks, und ist das jetzt gut oder schlecht?‘ Es steht die Frage im Raum, in welchem Maß der Schwejk überhaupt eine literarische Figur ist und nicht eher eine narrative Funktion. Und vor allem, wie man damit fertig werden soll. Auf jeden Fall ist er Teil der tschechischen Selbstreflexion. Über den Schwejk definiert man das tschechische Verhalten, den tschechischen Humor und den tschechischen Umgang mit der Geschichte.“ (Pavel Janoušek)
Der Sprecher:
Thomas Fedrowitz, geboren 1968, aufgewachsen in Chile und Osnabrück, studierte Schauspiel in Berlin, lebte in Prag und Paris. Er spielt seit Jahren in der freien Theaterszene (Produktionen 2021: „Enigma“, „Gott des Gemetzels“, „Was ihr wollt“) und singt in verschiedenen Musikformationen. Als Sprecher ist er in Hörspielen zu hören („Sherlock Holmes& Doktor Watson“, „Don Quichott“, „Der Schienbeinpeter“, „Was ist was – Junior“, „Im Palast um vier Uhr früh“) und im Synchron spricht er in Filmen von Horror bis Liebesschmonzette. Mit diesem „Schwejk“ gibt er sein Debüt als Interpret für die hoerbuchedition words and music.
Der Autor:
Jaroslav Hašek (1883–1923) ist der erste und populärste tschechische Satiriker von Weltgeltung. Sein Prager Hundehändler einfältigen Herzens und anarchischer Gesinnung Joseph Schwejk ist universale Vorbildfigur zivilen Ungehorsams, vergleichbar den unsterblichen Narren Simplicius Simplizissimus und Tyll Ulenspiegel. Trinkfester Bohemien und Redakteur diverser Zeitschriften, präsentiert Hašek, Stammgast in den Prager Nachtlokalen, Kneipen-Brettln und Kaffeehäusern, seine Humoresken und Anekdoten unter anderem in den Kabaretts ’Montmartre’ vor und ’Cervená sedma’ nach dem Krieg. Ein ’Franz Kafka der Komik’ (Max Brod), erlebt Hašek den Erfolg seines 1921 veröffentlichten und erst mit der deutschen Übersetzung 1926 international wahrgenommenen Schelmenromans nicht mehr. (Quelle: Deutsches Kabarettarchiv)