Infotext:
„Rätselhafte psychologische Dinge haben über mich eine geradezu beunruhigende Macht“, berichtet der Erzähler in Stefan Zweigs Novelle ›Der Amokläufer‹. In der Rahmenhandlung reist der namenlose Ich-Erzähler im Jahre 1912 mit dem Überseedampfer ›Oceania‹ von Indonesien nach Europa. Bei einem nächtlichen Rundgang auf Deck begegnet er einem Mann, der sichtlich verwirrt und ängstlich wirkt und jede Gesellschaft auf dem Schiff meidet. Die Nacht darauf trifft er diesen Mann erneut auf dem Deck an. Anfangs verlegen, vertraut dieser sich ihm an und erzählt ihm seine unglaubliche Geschichte.
Wie mehrere andere Werke Zweigs, der seinerzeit vom Wirken Sigmund Freuds fasziniert war, hat auch ›Der Amokläufer‹ einen starken psychologischen Hintergrund: Und in der Tat übt die Geschichte einer extremen Besessenheit eines Mannes einen derart mitreißenden Sog aus, dass sie den Hörer selbst bei dem Versuch, das Handeln des Protagonisten zu begreifen, auch heute noch in psychologische Abgründe zu stürzen vermag.
1922 erstmals in der Zeitung ›Neue Freie Presse‹ veröffentlicht, wurde die Novelle wenig später in der Sammlung ›Amok: Novellen einer Leidenschaft‹ als Buch veröffentlicht und erfuhr zudem mehrere Verfilmungen.
Der Sprecher:
Stefan Wilde, 1980 in Wien geboren, studierte Schauspiel am Franz-Schubert-Konservatorium in Wien. Er ist als Schauspieler seit 2003 an zahlreichen Theatern engagiert: Volkstheater Wien, Landestheater Niederösterreich, Theater Forum Schwechat, Theater Phönix/Linz, Komödie am Kai/Wien etc. Neben seiner Tätigkeit als Theaterschauspieler liebt er das Tonstudio und ist dort vor allem als Werbe- und Hörbuchsprecher aktiv. Mit dieser Novelle von Stefan Zweig gibt er sein Debüt als Sprecher für die hoerbuchedition words and music.
Der Autor:
Stefan Zweig wurde am 28. November 1881 in Wien geboren und wählte am 23. Februar 1942 in Brasilien den Freitod. Er kam aus großbürgerlich-jüdischer Familie, studierte in Wien und Berlin Philosophie, Germanistik und Romanistik. 1904 promovierte er zum Dr. phil. Nach der Promotion bereiste er Europa, Amerika, Afrika und Indien. Während des 1. Weltkriegs war er zuerst propagandistisch im Wiener Kriegsarchiv, dann in offiziösen Missionen in der Schweiz tätig. Er engagierte sich zusammen mit Romain Rolland für den Frieden. Nach Kriegsende lebte er bis 1933 mit seiner Frau Friderike in Salzburg. Von ihr löste er sich im Zug einer Übersiedlung nach England, 1941 zog er weiter nach Brasilien, nach Petrópolis im Bundesstaat Rio de Janeiro. Unter Depression leidend, nahm er sich dort gemeinsam mit seiner zweiten Frau Lotte das Leben. (Quelle: Gutenberg.de)